Dezin – ein Geheimtipp als Trainings-Klettersteig
Zu den Seven Summits (Was ist das?) gehört ein gewisses Maß an Erfahrung im Klettern. Die höchsten Gipfel der Kontinente erfordern neben physischen und psychischen Fähigkeiten bestimmte Techniken. Dazu zählen der Umgang mit Seil, Karabinern und die Eigensicherung.
In diesem Jahr will ich diese Techniken lernen und vertiefen. Parallel dazu meine latente Höhenangst bekämpfen.
Klettersteige sind eine gute Möglichkeit, sich und seinen Körper besser kennenzulernen. Ich mache mich also mit meinem Kletterfreund Toby – der sich das Hobby ebenfalls gerade erschließt – in das Elbsandsteingebirge hinter Dresden auf.
Für den einen oder anderen erfahrenen Kletterer mag diese kleine Geschichte wenig Neues bieten, für Klettersteig-Interessierte soll der Bericht Einblick in die Herausforderungen bieten.
Erste Schritte im Elbsandsteingebirge
Als blutige Anfänger wollen wir uns Klettersteige vom leichten zum schweren erschließen und unsere Ausrüstung testen. An diesem Wochenende planen wir die Klettersteige Häntzschelstiege und Zwillingsstiege im Nationalpark Sächsische Schweiz zu begehen. Die Internetrecherche ergab die passende Schwierigkeit für uns. Unser Ausgangspunkt ist Bad Schandau, direkt an der Elbe.
Dynamisch suchen wir am ersten Tag nach einer Wanderung– bei der wir aus landschaftlichen Gründen ein paar Umwege machen – die Hänzlstiege auf. Wir legen unser Klettersteigset an und ernten erste überraschte Blicke. Wie sich herausstellt, sind wir overequipped für diesen Klettersteig. Turnschuhe reichen, ein Klettersteigset ist überflüssig für uns.

In Gesprächen mit den überaus freundlichen Sachsen stellt sich heraus, dass die Häntzschelstiege ein Angebot insbesondere für Familien und weniger für ambitionierte Kletterer sei. Etwas enttäuscht gönnen wir uns in der kleinen Bier Manufaktur Schmilka ein Helles und kehren nach Bad Schandau zurück.
Geheimtipp des Taxifahrers
Eine Empfehlung unseres Taxifahrers eröffnet eine neue Option. In Dezin, einem 50.000-Einwohner-Städtchen hinter der Grenze, gäbe es einen Klettersteig, der uns fordern würde und einhundert Meter über Elbe ragt.
Wir folgen der Empfehlung und reisen am zweiten Tag mit der Regionalbahn für 2,30 EUR von Bad Schandau nach Dezin. Nach einer knapp halbstündigen Fahrt erreichen wir den Zielort und fahren schon direkt am Klettersteig gegenüber der Burg Zámek vorbei. Die Wand wirkt auf uns beeindruckend.
Klettersteig in Dezin
Der Weg vom Bahnhof zum Einstieg an der Elbe (Straße Labske nabrezi) dauert nur gut zehn Minuten. Vor uns erhebt sich die dunkle Wand. Rechts daneben befindet sich eine große Karte mit den 14 (bald 15) Routen. Die Schwierigkeiten reichen inklusive Kletterpassagen von A/B bis D.
Diesmal legen wir das Klettersteigset zu recht an und starten als erste Route die Nr. 5, eine B mit Kletterpassagen 2+. Diese Route fordert uns als unerfahrene „Klettersteiger“. Der Einstieg ist einfach, einzelne Abschnitte stellen uns vor die Herausforderung, wie welcher Tritt zu nutzen ist. Insbesondere der Kletterabschnitt erfordert Mut von uns Newbies. Den bringen wir auf und erreichen mittig den Picknicktisch. Hier wechseln wir auf die grüne Route (C/3+) und erreichen nach gut 50 Minuten den Ausstieg. Der erste Turn ist fordernd.
Nach einem kurzen Abstieg gehen wir direkt wieder in den Klettersteig. Wir steigen diesmal links ein und setzen den Weg auf der Route 2 (B) fort. Wieder geht es zum Picknick-Tisch. An der Stelle treiben wir uns gegenseitig an, ein leicht überhängendes Teilstück der Nr. 9 (D) zu gehen und dann den Seilsteg „Karlsbrücke“ (Nr. 10) zu nehmen. Eine für uns wider Erwarten leicht zu nehmende Stelle. Über die grüne Route steigen wir wieder aus. Für diese Routen-Kombination brauchen wir 45 Minuten.
Euphorisiert steigern wir uns in der dritten Runde. Wir wählen die Nr. 14 (C), das „Rock Empire“. Der Einstieg ist weiterhin gleich, an einem breiten Weg geht es nach links zum Einstieg. Hier müssen wir das erste Mal mehr Klettern. Wir nehmen uns die Zeit, trotzdem fordert uns diese Route als Anfänger. Ich benötige mehrere Versuche und rutsche durch falsche Tritte ein paar Meter am Seil in die Tiefe. Zweimal greife ich erfolglos an. Beim dritten Mal klappt es.
Während Toby dann die Route zur Nr. 13 (C) wechselt, ziehe ich jetzt durch. Für einen Klettersteig-Beginner und die Felsen ohne Stahlgriffe und Tritte eine besondere Herausforderung. Irgendwann komme ich bei der Nr. 12 an und gehe nach rechts Richtung Leiter-Ausstieg. Nach rund 40 Minuten angekommen sind Toby und ich euphorisch, da wir durch diese Route unsere Grenzen weiter herausschieben konnten.
Optimales Training in Dezin
Ohne den Tipp des Taxisfahrers hätten wir den Klettersteig Dezin nicht gefunden. Die letzten ausführlichen Berichte datieren aus dem Jahr 2014. Für uns als Beginner bot die Wand passende Möglichkeiten, um wichtige Erfahrungen zu sammeln und die Basis für zukünftige Klettersteige zu legen. Die kompakten Routen (ca. 45 Minuten) in Verbindung mit dem Abstieg (ca. 10 Minuten) sind durch Be- und Entlastung hervorragend zum Training und zur Steigerung der Schwierigkeit geeignet. Dadurch, dass die Routen nah beieinanderliegen, laufen sich die Kletterer zwar über den Weg, auf der anderen Seite finden sich aber auch Ausweichrouten, wenn man an einer Stelle mal nicht weiter kann oder will.
Weitere Infos unter www.idecin.cz/via-ferrata.
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