Kobusch vs. Messner: Fünf Jahrzehnte Unterschied
Reinhold Messner arbeitet sich sich in letzter Zeit mal wieder an Jost Kobusch ab (z.B. hier). Liegt er damit überhaupt richtig?
Ich kenne Jost jetzt ein paar Jahre und durfte ihn sehr persönlich auf unserer letzten Expedition erleben.
Zwischen Messner und ihm liegen fast 50 Jahre bergsteigerische und mediale Entwicklung. Mit Ende 70 kriegt man das vielleicht nicht mehr so mit und arbeitet gegen den eigenen Bedeutungsverlust.
Jost Kobusch in Identität und Image
Jost ist ein professioneller Athlet, der sein gesamtes Leben auf seinen Sport ausrichtet. Ernährung, Trainingsmethodik, Weiterentwicklung der technischen Fähigkeiten nimmt er sehr ernst. Die Identität stimmt.
Der große Unterschied zu Messner: Er geht nicht zum Lachen in den Keller. Er zeigt Humor und nimmt sich nicht so wichtig. Sein Image muss nicht jedem gefallen und es ist nicht unbedingt das, was auf seine Identität schließen lässt. Das weiß nicht jeder. Aber er ist ein Typ, der sich in der Bergsteiger-Szene anders verhält.
So wie Messner in den 60ern des letzten Jahrhunderts den Nationalismus und die Belagerung der Berge kritisiert hat, so hält Jost mit seiner Art den Messners dieser Welt den Spiegel zu ihrem heiligen Ernst vor.
Messner Medienstar
Was wäre wohl gewesen, wenn Messner in sozialen Medien seine vielen gescheiterten Versuche – darunter keine echte Winterbesteigung eines 8.000ers – zunächst angekündigt hätte?
Hätten ihn dann auch die Alten kritisiert? Messner war der Erste, der aus einer 8.000er-Besteigung ein Medienevent gemacht hat.
Heute, fünfzig Jahre später hätte er alles ausgeschlachtet: Instagram, Facebook, Youtube. Tiktok nicht. Da muss man über sich selbst lachen.
Trotzdem könnte er aufgrund seiner Lebensleistung über den Dingen stehen und die jüngere Generation machen lassen.
Am Ende zählt: Wenn Messner Dich auf dem Schirm hat, musst Du was können.