Letzte Vorbereitung: Von Oberstdorf nach Garmisch
Genau passend setzt der Regen ein. Begleitet von heftigem Wind kommen wir in dieser Nacht kaum zur Ruhe. Das ist die perfekte Vorbereitung bevor es in drei Wochen auf die Carstensz-Pyramide (zum Expeditionsplan) geht.
Statt Toby ist diesmal Rafael dabei. Ein alter Bergkamerad, mit dem ich schon 2014 auf dem Kilimanjaro war. Unser Programm ist straff: Von Oberstdorf geht es in insgesamt zwei halben Tagen und einem ganzen Tag Richtung Griesen bei Garmisch. Rund 77 Kilometer quer durch die Alpen. Uns erwarten viele Höhenmeter und zwei Nächte im Zelt. Das ist das Training für die Expedition zur Carstensz-Pyramide.
Tag 1: Von Oberstdorf zum Prinz-Luitpold-Haus
Wir starten um 9:30 Uhr am Oberstdorfer Bahnhof. Vor uns liegen knapp 25 Kilometer, die uns bis zum höchsten Punkt der Wanderung bringen. Beladen mit Zelt, Schlafsack, Isomatte, Campingkocher, Gas und Nahrung für die nächsten Nächte, geht es los. Ein paar Kilogramm sind das schon, denke ich. Der Anfang ist schön im Oytal, aber mit gut ausgebauten und asphaltierten Wegen langweilig. Es hat nichts mit einer Alpenwanderung zu tun.

Schön wird es ab der Käseralpe. Hier geht es in die höheren Regionen. Wir sind einsam hier. Keine anderen Wanderer. Eine hervorragende Entscheidung, diese Tour so zu gehen. Hoch über dem Tal wandern wir über grüne Wiesen. Nach dem ersten hohen Punkt auf rund 1.950m steigen wir steil ab und erreichen nach 5,5 Stunden das Prinz-Luitpold-Haus. Ein riesiges Gebäude. Kurz überlegen wir, bezirzt von einer hübschen Köchin des Hauses, ins Matratzenlager zu ziehen. Das Wetter soll schlecht werden.
Aber wir haben unseren Plan und ziehen weiter. Über den Jubiläumsweg hinein nach Deutschland. Nach Erreichen des Passes auf rund 2.000m steigen wir ein Schotterfeld hinab. Und dann setzt der Regen ein. Heftig prasselt es auf uns ein. Ich beeile mich und sehe vor mir eine kleine Hütte. Die ist verschlossen, bietet aber Schutz für das Zelt und Platz zum Trocknen. Im dunklen Regen kann ich Rafael kaum sehen. Ich habe ihn verloren. Irgendwann sehe ich eine Gestalt schon weit unter der Hütte. Ich rufe und winke. Endlich dreht er sich um, und muss wieder nach oben.
Aber der Platz ist gut. Wir können hier kochen und geschützt in das wundervolle Schwarzwasserbach-Tal blicken. Wir sind müde und gehen ins Zelt. Aber der Regen der Nacht hält uns wach.

Tag 2: Vom Prinz-Luitpold-Haus zum Plansee
Gerädert wälzen wir uns um 6:00 Uhr aus den Schlafsäcken. Heute wird es ein langer Wandertag. 38 Kilometer warten auf uns. Allerdings geht es fast nur abwärts und dann eben weiter. Trotzdem werden wir am Abend am Plansee die Knochen spüren.

Die erste Hälfte kommen wir gut voran. Nach dem Kaffee und meiner geliebten Belgischen Waffel brechen wir auf. Es ist eine wunderschöne Landschaft entlang des Schwarzwasserbachs und des Lechs. Wir genießen die frische Luft und erreichen passend zur Mittagszeit Weißenbach am Lech. Nach den ersten 20 Kilometern gönnen wir uns die Einkehr in den Gasthof Goldenes Lamm und genießen eine große Portion Käsespätzle. Der Gasthof ist sehr zu empfehlen. So gestärkt geht es geschwind weiter. Wir haben ja noch einiges vor uns.
Bis dato spielt das Wetter mit. Aber dann startet wie erwartet der kalte Nieselregen. Die Wanderlust vergeht uns. Rafael bekommt Probleme mit den Füßen, beißt aber weiter. Endlich erreichen wir Heiterwang. Auf Verdacht plane ich eine Einkehr am Heiterwanger See. Meine Hände sind zu klamm, um das Handy zu bedienen. Und siehe da: Dort ist auch ein nettes Café. Wir nutzen die Zeit, uns zu trocknen. Ich esse zwei Sacher-Torten mit Sahne. Leckerst. Bei dem Kalorienbedarf ist das erlaubt.

Der Regen hört nicht auf, wir wollen aber weiter. Noch 3 Kilometer bis zum Plansee. Einem See, den ich schon dank des Schwarzfuchs sehr gut kenne. Hier finden wir einen tollen Platz am Ostufer des Sees. Der Nachteil ist zwar, dass uns die Morgensonne nicht weckt. Aber das Ufer ist weniger stark begangen. Hier richten wir uns ein. Nach Käsespätzle und Sachertorte verzichten wir auf das Abendessen. Windgeschützt kommen wir gut in den Schlaf, das leise Rauschen des Wassers entspannt uns.

Tag 3: Vom Plansee nach Griesen
Heute haben wir nur noch gute 14 Kilometer vor uns. Eine entspannte Tour. Da wir das Ziel Bahnhof Griesen erst um 11:40 Uhr erreichen müssen, können wir ausschlafen. In der Nacht wurde es richtig kalt. Das merken wir am Morgen. Der heiße Kaffee weckt die Lebensgeister und auf geht es.

Drei Kilometer entlang des Plansees mit seinem tollen Panorama. Danach folgt der direkte und wunderbare Wanderweg nach Griesen.
Das Ganze stellt keine Herausforderungen, ist nur Genuss. Ab und an kommen uns Mountainbiker entgegen. Sonst sind wir allein. Wir erreichen pünktlich unseren Zug und gegen Abend bin ich schon wieder in Norddeutschland. Die Zeit ging wieder zu schnell vorbei.

Resümee zu Oberstdorf nach Garmisch
Insgesamt hat sich die Tour gelohnt. Es gibt auch genug Hütten auf dem Weg. Wer die Tour wiederholen möchte, sollte das Prinz-Luitpold-Haus (11 Euro mit DAV-Ausweis) und Heiterwang als Übernachtungsoptionen wählen.
Viel Spaß!
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