Ein erblindeter Führer
Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal so faul war. Heute ist der Tag der Superkompensation. Im besten Fall sind Jost und ich in drei Tagen auf dem Gipfel des Purbung
Etwas Yoga und wieder viele fröhliche Gespräche mit dem Juniorchef und ein paar Wanderern. Diese Fröhlichkeit wird abrupt unterbrochen, als ein Spanier mit seinem nepalesischen Führer auftaucht.
Nepali erblindet in der Höhe
Der Nepali ist während der Anstieges erblindet und unsicher im Gang.
Zunächst werde ich um Rat gebeten, aber ich hole lieber schnell Jost. Offenbar hat es etwas mit der Höhe zu tun. Wir befinden uns zwar „nur“ auf 4.540m, aber so einen extremen Fall von Höhenkrankheit hatte selbst der Lodge-Betreiber noch nicht erlebt.
Jost hat sehr viel Erfahrung mit höhenmedizinischen Problemen und stellt nach und nach Fragen, was die Gründe sein können. Offenbar könnte es ein Gehirnödem sein, in dem die Flüssigkeit auf den Sehnerv drückt. Aber aufgrund der geringen Höhe dürfte das Symptom nicht auftreten. Die Entscheidung ist trotzdem schnell und einfach: Schnell runter.
Der Juniorchef stellt sein Pferd gegen eine günstigere Gebühr zur Verfügung. Die Kosten übernimmt der Spanier. Der erzählt von einem Tag vorher, als ihm sein Führer an einem Abhang bei einem Sturz aufgefangen hat. Eine Schicksalsgemeinschaft.
Der Führer sitzt auf und für die Zwei zuzüglich Pferdeführer geht es Richtung Manang zum Krankenhaus. Hoffen wir, dass alles gut wird….
Lesen und Lachen
Der Rest des Tages wird von uns zum Lesen und Lachen genutzt. Ab und an werden unsere Gespräche ernster. Mit dem Juniorchef der Lodge philosophiere ich im Angesicht eines indischen Blockbusters über die Liebe.
Wir sprechen über unsere letzten Beziehungen, über die Rolle des Materiellen, über die Vereinigung von Körper und Geist. Ich denke dabei an K. zurück. Manchmal ist es schwer. Liebe ist flüchtig und unplanbar.
Sie kann eine Sekunde, eine Minute, ein Jahr oder ein Leben dauern. Wir kommen gemeinsam zum Schluss, dass wir für jede Zeit dieses Gefühls dankbar sein sollen.
Nach diesen tiefgründigen Gesprächen und einem inzwischen wieder aufgepäppelten Körper geht es mir jetzt sehr gut, mein bisher geringes Vertrauen in meine Fähigkeiten wächst.
Der Weg zum Gipfel ist klar.
Morgen Lager 2 auf 5.400m, dann Lager 3 auf 5.800m und dann in der Nacht zum Gipfel. Das Wetter macht uns allerdings noch Sorgen. Es kann sehr windig werden. Und das am Gipfelgrat ein tödliches Problem.
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