Kilimanjaro, Rongai-Route, Tag 3: Dreck in der Mawenzi Tarn Hut auf 4.315m
Eine äußert ruhige Nacht liegt hinter mir. Wir sollten zwar erst gegen 6:40 Uhr geweckt werden, ab 6:20 Uhr liege ich jedoch wach im Kikelewa-Camp. Wir waren das erste Mal früh müde.
Den Artikel habe ich direkt am Ende des Tages auf dem Smartphone geschrieben. Er zeigt ungefiltert persönliche Emotionen und Wahrnehmung bei der Besteigung. Etwaige Rechtschreibfehler bitte ich zu verzeihen.
Tjalf geht es nach seiner Magen-Darm-Geschichte wieder besser. Unser Butler Jasper hat ihn gestern Abend im Zelt mit Suppe und Weißbrot versorgt. Lächeln kann der Werder-Botschafter aber noch nicht.
Lange Nächte am Kilimanjaro
Ab dieser Höhe kann man lange schlafen. Die gestrige Wanderung vom Simba- zum Kikelewa-Camp war zwar entspannend, jedoch bin ich früh müde. Die Erfahrung habe ich bisher immer gemacht. Das liegt auch an der schnell untergehenden Sonne ab 18:30 Uhr und der folgenden Untätigkeit im Zelt. Generell sind wir ein kommunikatives Team, irgendwann hat es ich jedoch in unserem Essenszelt ausgequatscht.
Je nach Tagesmarsch gibt es essen zwischen 18:00 und 19:30 Uhr. Das ist lecker und nahrhaft. Bewundernswert, was der Koch in der Höhe und mit den Mitteln von Gaskochern zaubert. Nach einer gute Stunde sind wir damit immer durch. Dann folgt die Besprechung des kommenden Tages. Bergführer Julio gibt Hinweise zum folgenden Tagesablauf, zur Ausrüstung und zur Marschzeit. Dann frösteln wir auch schon in dem ungeheizten Zelt und jeder freut sich auf den wärmenden Schlafsack. Und was soll man da schon machen? Nach ein paar banalen Wortwechseln schaltet mein Körper ab. So schlafe ich dann mindestens acht Stunden. Unterbrochen nur von den Pinkel-Gängen.

Heute ist der Abmarsch auf 8:00 Uhr terminiert. 8:20 Uhr verlassen wir das Kikelewa-Camp. Trotz meiner notorischen Pünktlichkeit und Ungeduld in Deutschland bleibe ich hier ruhig. Zeit haben wir genug – „Hakuna matata“.
Auf 3.600m geht es los. Unser Ziel Mawenzi Tarn Hut liegt auf rund 4.300m. Mein Sauerstoffgehalt beträgt 93 Prozent, mein Puls 74. Alles easy.
Der Weg führt uns heute vom Moor-Land hin zur Alpine Desert. Ich bin mir zwar nie sicher, was das genau bedeutet, da ich Erdkunde früh abgewählt habe. Es steht an den Schildern der Camps und klingt professionell. Daher zitiere ich das hier gerne.
Mawenzi, Kibo und der Kilimanjaro
Unter dem Mount Mawenzi („Der Dunkle“) steigen wir locker auf. Der Nebengipfel ist sehr prägnant und wunderschön. Mit seinen 5.148m auch eine gute Höhe. Er ist das Gegenstück zu unserem Ziel, dem Kibo (richtig: „Der Helle“). Beide gehören zum Kilimanjaro-Massiv. Das ist manchmal das Verwirrende. Unser konkreter Zielpunkt ist wiederum der Uhuru-Peak am südlichen Kraterrand des Vulkans. Dort steht das Gipfel-Schild auf 5.895m.

Warum übrigens der Kilimanjaro falsch betont wurde und was die Deutschen damit zu tun haben, erklärt unser Bergführer Julio in diesem Video:
Schon um 11:05 Uhr komme ich an der Mawenzi Tarn Hut auf 4.315m an. Mein Sauerstoffgehalt ist gesunken und beträgt 85 Prozent, mein Puls steigt auf 99. Das war eine kurze Wanderung.
Dreckiger Nationalpark
Erschreckend auf mich wirkt der Unrat. Das Kikelewa-Camp und die Mawenzi Tarn Hut sind verdreckt und vermüllt. Überall liegen Abfälle der Menschen, von Touristen und Einheimischen. Auf dem Weg finden wir Zigaretten-Stummel und Bonbon-Papier. Das Rauchen ist zwar offiziell im Nationalpark verboten. Aber weder – vor allem die chinesischen – Touristen noch die Träger scheren sich darum. Es ist entsetzlich, wie Menschen mit der Natur (ihrem Arbeitsplatz!) umgehen. Unverständlich, wie ignorant und asozial Raucher sind, die sich an der frischen Luft bewegen.
Tarn heißt übersetzt Bergsee. Dieser ist vollgemüllt mit Plastik und Essensresten. In dieser Höhe zersetzen sich diese nicht mehr oder nur langsam. Es ist eklig, darauf zu schauen.
Ich frage unseren Expeditionsleiter Julio, wie er darüber denkt. Er wusste nicht, dass Zigaretten-Stummel sich erst nach vielen Jahren zersetzen und das Nikotin als Gift ins Erdreich gespült wird. Ich durfte das an diesem Tag nochmal den Trägern erklären. Vielleicht hat das etwas bewirkt. Gut zu hören war, dass unsere Agentur Ahsante am Ende der Saison im Februar alle Träger in den Nationalpark entsendet, um Müll und Unrat zu sammeln.
Auch lerne ich jetzt die mitgeführte Toilette schätzen. Sie bringt die Touristen dazu, an einem Ort ihr Geschäft zu erledigen und sich nicht überall ein neues Plätzchen zu suchen, wenn sie sich von den Plumpsklos ekeln.
Nebel am Abend
Gegen Nachmittag zieht Nebel auf. Unsere bunten Zelte sind kaum zu erkennen. Ab und an löst sich ein Regentropfen. Nur das Gemurmel unserer Träger dringt durch die Zeltwand. Wir schlafen nach dem Abendessen früh ein. Morgen ist Neujahr und Ruhetag. Das ist für die Akklimatisierung notwendig.
Von Silvester bekommen wir wenig mit. Oder doch…..

Impressionen von Tag 3
Klick dich durch die Galerie dieser Etappe:
< Zu Tag 2 auf dem Weg zum Kilimanjaro
> Zu Tag 4 auf dem Weg zum Kilimanjaro
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