Erstbesteigung im Himalaya: Ankunft in Thorong Phedi
Wenn mir heute früh jemand gesagt hätte, wie spielerisch und abenteuerlich der heutige Tag werden sollte, ich hätte es nicht geglaubt.
Nach einer äußerst warmen Nacht, ich musste mich nackt auf den Schlafsack legen, starten wir gemütlich Richtung Basislager.

Auf dem Annpurna-Treck nach Thorong Phedi
Viele Annapurna-Wanderer begleiten uns diesmal. Wir kommen mit faszinierenden und unterhaltsamen Menschen ins Gespräch. Inder, Türken, Spanier, Franzosen, Briten, Kanadier. Das soll sich noch am Mittag und Abend fortsetzen.
Jost und ich gehen unser Tempo. Wir machen ein paar Aufnahmen für seinen Everest-Film. Auch für die Akklimatisierung ist das ideal. Nach nur 2,5 Stunden erreichen wir das Basislager Thorong Phedi Lodge.

Wir sparen uns auf diese Weise Ressourcen und steigern die Erholungsfähigkeit nach den Erkundungsversuchen.
Absolut gesehen ist die Lodge spartanisch. Für meine Erwartungen Luxus. Wir haben sogar ein Klo auf dem Zimmer.
Wiedersehen in Thorong Phedi
Während des Mittagessen treffen wir viele der Wanderer wieder. Man erkennt uns inzwischen mit unserer verrückten Geschichte einen unbestiegenen 6.000er zu versuchen. Man fragt uns zu vielen Dingen aus.
Eine Britin möchte wissen, wer für mich der größte Bergsteiger ist. Ich erzähle ihr die faszinierende Biographie von Heinrich Harrer („Sieben Jahre in Tibet“). Sie will sich gleich Bücher kaufen.
Ohne Internet ist es schön zu sehen, wie das Interesse am Gegenüber vorhanden ist. Englisch, Spanisch, Französisch, Deutsch, Nepali hallt es durch die Lodge. Ein persönliches Ziel ist erreicht.
Erste Erkundungen
Mir geht es blendend, so brechen wir direkt weiter zu unserer ersten Erkundung auf. Jost kennt bereits ein paar Schleichpfade in die Schlucht, durch die wir als erstes Hindernis hoch müssen.
Einmal ist er bereits über den reißenden Bergbach gequert. Machen wir auch. Barfuß natürlich. Das ist frisch. Wir arbeiten uns durch riesige Blöcke nach vorn, immer leichte Kletterei dabei.

Vor der zweiten Flussüberquerung sagt Jost: „Jetzt kommt das Neuland. Da war ich noch nicht.“
Jetzt geht das Abenteuer los. Auch die zweite Durchwatung machen wir barfuß. Es fühlt sich gar nicht mehr so kalt an. Trotzdem überlegen wir uns schon Alternativen. Weiter geht es am linken Flussufer.
Faszinierende Eisstrukturen haben sich an den Felsen gebildet. Die Zeit verfliegt beim leichten Blockklettern. Mal wieder endet der Weg. Wir müssen erneut queeren, diesmal um eine Biegung, die tief scheint.
Kontakt mit dem kalten Wasser
Jost versucht es riskant über einen Felsen, sieht aber keine Option mit Rucksack darin. Ich ziehe dagegen die Hose aus. Gehe in einem gemischten Tempo zwischen Vorsicht und Frieren gute zehn Meter.
Und sinke dann hüfttief ein. Das ist kalt. Schnell rette ich mich ans andere Ufer, raus aus den Klamotten und auswringen. Dann geht es aber wieder.
Wir bauen direkt einen kleinen Steg aus Steinen, die wir zusammentragen. Da können wir knöcheltief durch. Weiter geht es. Die nächste Queerung hüpfen Jost und ich über große Blöcke. Jeder in seinem Stil.
Jetzt lassen wir die tiefe Schlucht hinter uns und das Flusstal öffnet sich. Verschiedene Varianten ergeben sich nun.
Wollen wir das nochmal machen oder bis hier her eher von oben von einer höher gelegenen Lodge absteigen? Wir verwerfen den Gedanken.
Und hoch geht es
Unser Gipfel liegt rechts. Wir arbeiten uns ein verwachsenes Schotterfeld hoch. Wir wissen nicht, was dahinter liegt. Wir hoffen, dass der Rücken nicht zu steil abfällt.
Und siehe da: Steinmännchen. Hier war also schon jemand. Vielleicht die gescheiterten Expeditionen?
Von hier aus erkennen wir den Platz für das vorgeschobene Basislager. Wir befinden uns auf ca. 4.800m. Leicht erreicht.

Die erste Erkundung reicht uns. Nach 2,5 Stunden drehen wir um und steigen alles ab. Unsere Queerungen bauen wir weiter aus, so dass wir trockenen Fußes rüber kommen.
Wir fühlen uns wie kleine Kinder, die am Bach Dämme bauen. Ein herrliches Gefühl. Wir vergessen fast die Zeit: Hier noch ein Stein, da noch ein Stein…
Später im Basislager werden wir zu unserer Erkundung ausgefragt.
Witzig, dass so ein Spaß solch Interesse hervorruft. Jetzt wissen wir zumindest für den 1. Teil unserer Besteigung, dass die Anforderungen überschaubar sind.
Wer weiß, was dann noch kommt. Aber die Zuversicht ist gestiegen.
Die nepalesischen Führer singen am Kamin mehrstimmige Lieder untermalt von einer Gitarre. Tiefes Glück durchströmt meinen Körper.
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